Andreas Brand, Oberbürgermeister Friedrichshafen
Andreas Brand ist seit 2009 Oberbürgermeister von Friedrichshafen.
Bernhard Glatthaar stellte ihm die folgenden Fragen.
ADFC: Welchen persönlichen Bezug haben Sie zum Fahrradfahren?
Brand: Ich bin ein typischer Gelegenheits- und Freizeitradler. Seit meinem 50. Geburtstag bin ich außerdem mit dem E-Bike unterwegs - eine tolle Sache, finde ich. Ich genieße das zügige Fahren in und um Friedrichshafen und freue mich, dass ich als Radler einfach mehr sehe, meine Umgebung anders wahrnehme und manches auch besser verstehe. Ins Büro fahre ich mit dem Rad eher selten. Könnte also einer meiner guten Vorsätze für 2016 sein: Öfters mit dem Rad ins Rathaus!
ADFC: Die Häfler fahren gerne Rad. Wie können wir noch mehr Menschen für das Fahrrad begeistern?
Brand: Eine gute Radinfrastruktur ist das A und O: Radfahren muss stressfrei, komfortabel und sicher sein, die Radwege müssen gut ausgebaut sein und am Ziel sollte es genügend gute Stellplätze geben. Dann macht Radfahren nicht nur Freude und hält gesund, dann sind Radler gerade auch in der Stadt oft schneller am Ziel als Autofahrer. Um noch mehr Menschen fürs Rad zu begeistern, investiert die Stadt deshalb laufend in den Radverkehr. In den nächsten Jahren haben wir allein für den Veloring und den Ausbau des Radwegnetzes rund 9 Millionen Euro Investitionen in die Mehrjahresplanung im städtischen Haushalt eingeplant. Ich finde, das ist ein klares Bekenntnis für den Radverkehr.
ADFC: Friedrichshafen ist in der Region als Fahrradstadt bekannt, da hier der Radverkehr schon früher als anderswo gefördert wurde. Darauf darf man sich aber nicht ausruhen. Was sind aus Ihrer Sicht beim Radverkehr die Herausforderungen der nächsten Jahre?
Brand: Die Herausforderungen stecken wie so oft zum einen im Detail, aber auch im großen Ganzen: Wir alle sind als Verkehrsteilnehmer gefragt, wenn es um Rücksichtnahme, Verständnis und Sicherheit geht - da sind Radfahrer, Autofahrer und Fußgänger gleichermaßen gefordert. Da hilft ein vernünftiges Miteinander, ob auf der Uferstraße, der Friedrichstraße oder der Fußgängerzone. Gerade für diese Bereiche werden wir in den nächsten Jahren weiter nach einer guten Lösung suchen müssen, wie ein Miteinander besser funktionieren kann. Und natürlich wird die große Lösung, der jetzt beschlossene Veloring, eine Herausforderung für die Stadt werden - auf die ich mich persönlich sehr freue und die ich gerne vorantreibe.
ADFC: Wie sehen Sie die Rolle des ADFC in Friedrichshafen und in der Region?
Brand: Ich nehme den ADFC als einen guten Lobbyisten im wahrsten Sinne des Wortes wahr: Der ADFC setzt sich vor Ort ein für die Radfahrer und ist ein kritischer, oft streitbarer, dabei aber fairer Partner. Und auch wenn um die beste Lösung manchmal gerungen werden muss zwischen Stadt, ADFC und anderen Interessensgruppen - die sachliche Auseinandersetzung, gepaart mit einem hohen Maß an Fachwissen, bringt uns weiter. In diesem Sinne ist der ADFC für mich und für die Stadt ein wichtiger Partner für die Weiterentwicklung des Radverkehrs: Seit inzwischen mehr als 25 Jahren - und hoffentlich noch viele weitere Jahre.
ADFC: Vielen Dank für das Interview.