Elisabeth Kugel, Bürgermeisterin Meckenbeuren
Elisabeth Kugel ist seit 2018 Bürgermeisterin der Gemeinde Meckenbeuren. Sie beantwortet Fragen von Bernhard Glatthaar.
ADFC: Welchen persönlichen Bezug haben Sie zum Fahrradfahren?
Kugel: Da ich auf dem Land aufgewachsen bin, war das Rad für mich schon früh ein optimales Fahrzeug, um meinen persönlichen Bewegungsradius zu erweitern und mir damit selbständig Freiräume zu erobern. Heute genieße ich das Radfahren so oft ich dazu komme und staune immer wieder darüber, wieviel mehr man beim Radfahren entdecken und erleben kann im Gegensatz zu anderen Verkehrsmitteln.
ADFC: Welche drei Maßnahmen sind für Sie besonders wichtig, um mehr Menschen zum Radfahren zu animieren?
Kugel: Jährlich wiederkehrende Aktionen wie etwa das Stadtradeln motivieren bei uns in Meckenbeuren durch Wettbewerbsanreize und Spaßfaktoren immer mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer aller Altersstufen, das Rad auch im Alltag zu nutzen. Dies führt sicher bei dem einen oder anderen auch zu der Erfahrung, dass Radfahren zum persönlichen Wohlbefinden beiträgt und zudem den Klimaschutz wesentlich unterstützt.
Manche Arbeitgeber können ihre Unternehmen fahrradfreundlich ausrichten und finanzielle Anreize bei der Anschaffung eines Job-Rades anbieten. Sie können regelmäßige Radler auszeichnen, firmeneigene Dienstfahrräder, geeignete Abstellmöglichkeiten und Räumlichkeiten zum Umziehen vorhalten und damit zugleich ihre Arbeitgeberattraktivität steigern.
Radfahrer brauchen Sicherheit und Komfort – deshalb spielen der Ausbau von Radwegen und Knotenpunkten sowie die Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen für den Radler im Straßenverkehr eine entscheidende Rolle.
ADFC: Seit 2015 gibt es ein Radverkehrskonzept in Meckenbeuren, der Großteil der Verbesserungsmaßnahmen ist aber noch nicht umgesetzt. Wie ist die weitere Umsetzung geplant?
Kugel: Ich bin froh, dass wir in Meckenbeuren weiter sind als viele andere Kommunen, weil wir bereits seit 2016 ein professionelles Radverkehrskonzept erarbeitet haben. Bereits im Jahr 2017 wurden erste Maßnahmen auf kommunaler Ebene umgesetzt wie die Markierung von Rotfurten bei Radwegquerungen oder neue Beschilderungen. In meinem ersten Jahr als Bürgermeisterin musste ich feststellen, dass wir nicht ausreichend Personalressourcen haben, um die zahlreichen und planerisch komplexen Maßnahmen, die oftmals mit dem Kreis oder Land abzustimmen sind, konsequent voranzubringen.
Im Jahr 2019 wurde dann auch auf mein Betreiben eine neue 50 %-Stelle für die Bearbeitung der vielfältigen Verkehrsthemen geschaffen und besetzt. Die Person musste dann allerdings vorübergehend für kommunale Pflichtaufgaben im Bereich Asyl und Corona eingesetzt werden. Im Herbst 2020 setzte unser Gemeinderat ein wichtiges politisches Zeichen durch den Beschluss, einen Arbeitskreis Mobilität zu gründen. Wir freuen uns darauf, im Jahr 2021 neu durchzustarten.
ADFC: 2020 wurde ein Arbeitskreis Mobilität gegründet. Welche Aufgaben soll dieses Gremium vorrangig bearbeiten?
Kugel: Der AK-Mobilität setzt sich zusammen aus sechs Gemeinderäten, zwei Vertretern des Jugendrates, der Ordnungsamtsleiterin, Fachleuten und mir als Bürgermeisterin. Anlässe für die Gründung waren die angekündigte Radschnellverbindung zwischen Baindt und Friedrichshafen und viele kritische Stimmen aus der Bevölkerung zur bisherigen Vorzugstrasse der Machbarkeitsstudie.
Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die nun beginnende Planung der Radschnellverbindung aufmerksam zu begleiten, bestehenden Fragen oder Ängsten in der Bevölkerung mit Verständnis und klärenden Informationen zu begegnen und einen möglichst breiten Konsens für eine der möglichen Trassen zu erreichen. Zudem ist es den Mitgliedern ein wichtiges Anliegen, die Umsetzung der Radwegekonzeption durch regelmäßige Treffen voranzutreiben, bei denen die Thematik beleuchtet wird und konkrete Vereinbarungen getroffen werden. Als nächster Schritt steht die Vorstellung des Radwegekonzeptes im Gemeinderat durch das Büro VIA an, um sämtliche Beteiligte auf den gleichen Stand zu bringen und eine Prioritätenliste für die Umsetzung der Maßnahmen zu entwickeln.
ADFC: Was erhoffen Sie sich von der Zusammenarbeit mit dem ADFC?
Kugel: Der ADFC ist für mich ein erfahrener Impulsgeber mit Weitblick. Ich erwarte mir Hintergrundinformationen, Hinweise auf an anderen Orten schon umgesetzte Best-Practice-Beispiele, konkrete Lösungsideen und Beiträge, die die jeweiligen Situationen aus Sicht eines regelmäßigen, alltäglichen Radfahrers beleuchten. Wichtig ist mir aber auch, dass die Vertreterin des ADFC, die unseren Arbeitskreis unterstützt, unsere speziellen Rahmenbedingungen akzeptiert, analysiert und offen ist für eine umsichtige Abwägung verschiedener auch gegenläufiger Interessen. Denn eine Kommune muss die Belange aller Bürgerinnen und Bürger im Blick behalten. Und oft müssen für einen Interessenausgleich Kompromisse entwickelt werden.