Regine Wehlen und Stefan Haufs, Radverkehrskoordinatoren des Bodenseekreises
Der Bodenseekreis hat 2017 die Stelle des Radverkehrskoordinators geschaffen. Diese Aufgabe mit ihren vielfältigen Themen nehmen Stefan Haufs vom Amt für Kreisentwicklung und Regine Wehlen vom Straßenbauamt gemeinsam wahr.
Bernhard Glatthaar stellte den beiden Radverkehrskoordinatoren folgende Fragen:
ADFC: Sie teilen sich im Bodenseekreis seit Ende 2018 die neu geschaffene Stelle des Radverkehrskoordinators. Welches sind Ihre Aufgaben und Zuständigkeiten?
Haufs: Ich bin für das Rad-Marketing und die Kommunikation des Themas „Radfahren“ zuständig. Dies beinhaltet den Alltags- und touristischen Radverkehr. Dementsprechend sind die Aufgabengebiete breit gefächert. Schwerpunkte meiner bisherigen Tätigkeit waren zum Beispiel das Marketing für vier weitere touristische Radrouten im Westkreis zu organisieren sowie auch die erstmalige Teilnahme des Kreises am STADTRADELN 2018. Die Arbeit ist spannend, weil man mit vielen Akteuren „rund um den See“ in Kontakt kommt.
Wehlen: Der zweite Teil der Stelle des Radverkehrskoordinators ist im Straßenbauamt angesiedelt und betrifft hauptsächlich die Infrastrukturmaßnamen. Meine Aufgaben sind dabei das Management und die Umsetzung der Baumaßnahmen entsprechend der Radverkehrskonzeption, die Planung von Radwegen an Kreisstraßen sowie die Koordination und Dokumentation der Radweg-Maßnahmen von Bund, Land und Gemeinden.
ADFC: Wo ist der Bodenseekreis bereits vorbildlich, was die Infrastruktur und Angebote für Radfahrer betrifft? Wo liegen nach Ihrer Einschätzung die vordringlichen Probleme?
Wehlen: Der Bodenseekreis hat mit 1.100 km bereits ein vergleichsweise großes Radverkehrsnetz und eine flächendeckende Radwegweisungsbeschilderung. Der Handlungs- bzw. Investitionsbedarf wird im Radverkehrskonzept des Kreises - nach Baulastträgern strukturiert - aufgezeigt. Die Maßnahmen des Bodenseekreises arbeiten wir sukzessive ab. In den letzten drei Jahren haben wir 4,7 km Radwege und vier Querungshilfen realisiert. In 2019 sollen 2,3 km Radwege und zwei Querungshilfen an Kreisstraßen hinzukommen. Ein Großteil der Maßnahmen liegt jedoch bei Bund und Land. Um hier zügiger voran zu kommen, ist es wichtig, dass auch seitens des Landes genügend finanzielle und personelle Ressourcen bereitgestellt werden. Für alle Baulastträger liegen die größten Herausforderungen meist beim Grunderwerb – hier kommt es immer wieder zu deutlichen Verzögerungen wichtiger Projekte.
Haufs: Vorbildlich ist das Radverkehrskonzept aus dem Jahr 2016, welches in acht Handlungsfeldern Ziele vorgibt, um den Radverkehrsanteil bis 2025 auf 22 % zu erhöhen. Positive Effekte ergeben sich dabei auch in Bezug auf die energiepolitischen Ziele des Kreises, da sich die Erhöhung des Radverkehrsanteils positiv auf die Klimaziele des Kreises auswirkt. Mit dem Velo-Ring und dem Rad-Parkhaus investiert besonders die Stadt Friedrichshafen in die Radmobilität. Auch die Machbarkeitsstudie zum Radschnellweg zwischen Baindt und Friedrichshafen zählt zu den Meilensteinen der Radförderung. Gleichwohl tragen auch kleinere Maßnahmen wie Ampelgriffe oder Trixi-Spiegel zur Verbesserung der Verkehrssicherheit bei. Die Herausforderung liegt darin, auf dem gesamten Kreisgebiet ein einheitliches Angebot mit hoher Qualität zu schaffen.
ADFC: Haben Sie bereits Schwerpunkte für Ihre Arbeit in den nächsten Jahren definiert?
Haufs: Längerfristig streben wir die AGFK-Landesauszeichnung als fahrradfreundlicher Landkreis an. Dies erfordert Bemühungen auf vielen Ebenen. Selbst das Thema Fußverkehr wird in diesem Rahmen berücksichtigt, da der Verkehr der Zukunft als multimodales System verstanden wird, in dem der Radverkehr ein Baustein von vielen darstellt. Abgesehen davon sind weitere Kampagnen geplant. Für 2019 ist eine Cargo-Bike-Roadshow oder die Ausweitung der STADTRADEL-Kampagne auf weitere Kreiskommunen angedacht. Ferner ist beabsichtigt, in das Förderpaket „RadKULTUR“ einzusteigen.
Wehlen: Der Schwerpunkt meiner Arbeit wird klar auf der Verbesserung der Radinfrastruktur liegen. Ziele hierbei sind wichtige Lücken im Radnetz zu schließen, Querungen vor Ortsdurchfahrten zu verbessern und die Sicherheit durch Rand- und Furtmarkierungen zu erhöhen. Dies sind alles kleine Bausteine, die in Summe dazu beitragen sollen möglichst viele Menschen aller Altersgruppen dazu zu bewegen, aufs Rad umzusteigen.