Die Eröffnung erfolgte durch den Ersten Landesbeamte des Bodenseekreises, Christoph Keckeisen, und Tettnangs Bürgermeister Bruno Walter. Die 2,4 Kilometer lange Fahrradstraße wurde seit vielen Jahren politisch heiß diskutiert. Der ADFC und vor allem die Initiative „Sichere B 467 alt“ freuen sich deshalb sehr über diesen Erfolg. Der Erfolg hat viele Väter und in diesem Fall auch eine lange Vorgeschichte. Herr Keckeisen sprach von einer „langen Planung“, meinte aber wohl eher den „langen Kampf“, denn zu planen gab es außer der Aufstellung der Schilder ja nicht viel. In den letzten Jahrzehnten gab es Initiativen wie die BIRT (BürgerInitiative Radfreundliches Tettnang) oder seitens der Bündnis90/Die Grünen, die sich schon damals für die Einrichtung einer Fahrradstraße einsetzten. Leider ohne Erfolg. 2016 wurde die Fahrradstraße auch im Radverkehrskonzept der Stadt Tettnang vorgeschlagen, seitens des Gemeinderates wurde sie aber explizit wieder herausgenommen.

Einen neuen Anlauf nahm die 2019 gegründete Aktionsgruppe „Sichere B467 alt“, in der auch viele ADFC-Mitglieder aktiv sind. Mit großem Engagement und einer gewissen Hartnäckigkeit wurde das Gespräch mit den Fraktionen des Ortschaftsrats Langnau und des Ratsmitgliedern der Stadt Tettnang sowie der Gemeinde Kressbronn gesucht, um hier politische Mehrheiten zu finden. Verschiedene Aktionen unterstützten das Anliegen. Der erste Erfolg war im Frühjahr 2020 die Zustimmung des Ortschaftsrats Langnau sowie des Gemeinderats Tettnang; leider lehnte der Gemeinderat Kressbronn das Vorhaben mit knapper Mehrheit ab. Als Kompromisslösung wurde dann seitens der Verkehrsbehörde Tempo 40 km/h für ein Probejahr angeordnet. Aus dem Jahr sind jetzt zwei Jahre geworden, aber nun ist „unsere“ Fahrradstraße“ da! Die Anordnung der Fahrradstraße auch gegen den Willen des Gemeinderats Kressbronn wurde letztlich durch die Novellierung der StVO und der Verwaltungsvorschriften von 2021 ermöglicht bzw. erleichtert. Bisher fielen solche Entscheidungen im Bodenseekreis immer nur im Einvernehmen mit den betroffenen Kommunen.

Jetzt gilt es zu beobachten, ob das Verkehrsgeschehen in die gewünschte Richtung läuft und die Fahrradstraße, die ja auch für den motorisierten Verkehr freigegeben ist, auch eine sichere Radroute wird. Schließlich war dies das Hauptanliegen der Initiative „Sichere B 467 alt“. Verkehrsbehörde und Ordnungsamt haben verstärkte Radarmessungen zugesagt. Seitens des ADFC werden wir auch die Abstandsmessung der Überholvorgänge wiederholen, denn die Messungen aus dem Vorjahr zeigen, dass hier noch viel Verbesserungspotential liegt. Jeder Radfahrende weiß, dass Überholen von Kfz mit Tempo 30 km/h deutlich weniger bedrohlich wahrgenommen wird als bei höheren Geschwindigkeiten der Kfz. Auch erneute Verkehrszählungen sind wichtig, um zu sehen, wie sich das Verkehrsaufkommen des motorisierten Verkehrs und des Radverkehrs entwickelt.

Von großer Bedeutung ist die Öffentlichkeitsarbeit durch die Stadt Tettnang, damit alle Verkehrsteilnehmer wissen, wie sie sich auf einer Fahrradstraße außerorts zu verhalten haben. Wer weiß schon, dass hier Tempo 30 und ein Mindestüberholabstand (vom Autospiegel zum Arm des Radfahrers) von 2,0 m gilt? Der ADFC hatte deshalb vorgeschlagen, Informationsbanner aufzuhängen, wie dies in anderen Landkreisen und Bundesländern üblich ist. Dies wurde leider abgelehnt.
Fazit: Ein langer Atem, Hartnäckigkeit und keine Angst vor dicken Brettern zahlen sich letztlich doch noch aus! Dafür herzlichen Dank an alle, die sich für diese Fahrradstraße eingesetzt haben.

Das Ganze wollen wir mit einem kleinen Straßenfest am 25. September 2022 feiern. Also reserviert euch schon mal den Termin. Nähere Informationen auf der ADFC-Website oder unter https://sichereb467alt.de