Autogerecht verkehrsberuhigt
Die Allmandstraße in der Häfler Nordstadt verläuft durch ein Wohn- und Geschäftsquartier mit hoher Fußgängerfrequenz, vorbei am Schulzentrum und am neuen Allmand-Carré mit Seniorenwohngemeinschaften.
2020 wurde der Umbau zum verkehrsberuhigten Bereich fertiggestellt. Nach dem Umbau hat sich die allgegenwärtige Kfz-Dominanz schnell wieder etabliert, von einem verkehrsberuhigten Bereich mit Schrittgeschwindigkeit und Vorrang für Fußgänger kann nicht die Rede sein. Das ist kein Zufall, denn die Art und Weise der Umgestaltung steht einer hohen Aufenthaltsqualität und dem Vorrang für den Fuß- und Radverkehr entgegen.
Die Verwaltungsvorschrift der Straßenverkehrsordnung definiert Kriterien für verkehrsberuhigte Bereiche:
„Sie dürfen nur von sehr geringem Verkehr frequentiert werden und sie müssen über eine überwiegende Aufenthaltsfunktion verfügen. Sie müssen durch ihre besondere Gestaltung den Eindruck vermitteln, dass die Aufenthaltsfunktion überwiegt und der Fahrzeugverkehr eine untergeordnete Bedeutung hat. In der Regel wird ein niveaugleicher Ausbau für die ganze Straßenbreite erforderlich sein.“
In der Sitzungsvorlage des Gemeinderates vom 28.01.2019, als der Umbau beschlossen wurde, stand:
„Die Allmandstraße soll dabei als verkehrsberuhigter Bereich gebaut und ausgeschildert werden.“
Nachdem die in den Plänen erkennbaren Hochbordsteine und der Straßencharakter kritisiert wurden, konterte die Stadt in der Schwäbischen Zeitung am 28.02.2019: „Die Allmandstraße wird nicht zum verkehrsberuhigten Bereich umgebaut. Es ist geplant, die zulässige Höchst-Geschwindigkeit auf 30 km/h festzulegen.“
Warum wurde dem Gemeinderat von der Stadtverwaltung zunächst ein verkehrsberuhigter Bereich schmackhaft gemacht, obwohl eigentlich Tempo 30 geplant war? Der Clou kam am Schluss: Nach der Fertigstellung des Umbaus wurde die Allmandstraße als verkehrsberuhigter Bereich beschildert, obwohl sie nicht vorschriftsgemäß dafür umgebaut worden war.
Was bleibt? Es wurde eine zu breite Fahrbahn, teilweise mit Bordstein, mit zu schmalen Gehsteigen gebaut. Zahlreiche oberirdische Parkplätze vor den Geschäften und direkt an der Schule ziehen den Kfz-Verkehr an, mit dem Ergebnis von Parksuchverkehr und unnötigen Eltern-Taxis an der Schule. Die bisherigen Plateaus an den Knotenpunkten, eine Errungenschaft des Metron-Radverkehrskonzeptes, wurden eingeebnet, obwohl diese Plateaus einst zur Geschwindigkeitsreduzierung und Sicherheit des Schülerverkehrs eingebaut worden waren.
Die Allmandstraße sollte ein verkehrsberuhigter Bereich sein, doch die Gestaltung entspricht einer normalen Fahrbahn.
Entlang der Pestalozzischule laden Parkplätze zum Eltern-Taxi und zum Parksuchverkehr ein.
Bernhard Glatthaar (2021)